Die Königin der chinesischen Laute

Yang Jing ist die Solistin bei der Oper "Ai-en" ­- Ein zweites Dinner mit Pipa findet am 18. April statt

Rhein-Neckar-Zeitung, 17.2.2010

Von Birgit Sommer

Zart schwebend oder explosiv brodelnd: Die phänomenale Pipa-Solistin Yang Jing entlockt ihrem Instrument die herrlichsten Töne. Foto: Kresin

 

Nie gehörte virtuose Klänge zaubert Yang Jing mit ihrer chinesischen Laute, der Pipa, hervor. Ihr Spiel ist ein Ereignis, zu hören in der japanischen Oper "Ai-en", die am Samstag, 20. Februar, um 19,30 Uhr im Heidelberger Opernzelt Premiere feiert, Es ist die europäische Erstaufführung, vier Jahre nach der Uraufführung in Tokio, und weil die Musik so schön und so ungewöhnlich ist, haben sich das Theater Heidelberg und das Restaurant Qube in der Bergheimer Straße eine unwiderstehliche Einführung ausgedacht: Dinner mit Pipa.

Wer die ausverkaufte Premiere versäumt hat, kann den musikalisch-kulinarischen Abend mit der hoch dekorierten Lauten-Meisterin und dem asiatischen Menü am 18. April nachholen.

"Ai-en - für die Liebe sterben", heisst die Suche nach einer verbotenen Melodie am chinesischen Kaiserhof. Den japanischen Komponisten Minoru Miki fesselten die märchenhafte Liebesgeschichte einer Pipa-Spielerin des achten Jahrhunderts und das damalige Verhältnis Japans zum übermächtigen Nachbarland China. Yang Jing, zwölf Jahre lang Solistin im chinesischen Nationalorchester und auch Schülerin des japanischen Komponisten, war die Solistin bei der Uraufführung im Neuen Nationaltheater in Tokio und sie ist es in Heidelberg. Minoru Miki nennt sie einfach "ein Wunder". Seit acht Jahren in Luzern lebend, versteht es die anmutige Chinesin, ein staunendes Publikum in Europa und den USA zu verzaubern und ihm zu zei­gen, wie nah die klassische chinesische Musik der modernen westlichen Musik steht.

Ihre zehn Finger tanzen auf den vier Saiten, die Töne fallen wie Perlen, drängend, pulsierend, mächtig erfährt man die brodelnde Naturgewalt eines Geysirs und beim "Tanz auf der alten Seidenstrasse", einer Eigenkomposition der Künstlerin, gleicht die Musik einem summenden Bienenschwarm, aus dem sich langsam eine glasklare Melodie löst.

Frau Yangs Musik wurzelt wie die Anfänge der Pipa selbst in der Tang-Dynastie vor über tausend Jahren, wie sie den Zuhörern im "Qube" erklärt. Auf Englisch, denn das geht im Augenblick noch leichter als Deutsch. Sie spricht über chinesische Harmonien, die den Lärm als Teil der Sprache nehmen, und über Japans melancholische Moll­Töne. Dass Yang Jing grenzenlos denkt, weiß man spätestens, wenn man bei ihrem Spiel nie gehörte Klangmuster entdeckt und wenn Hei­deIbergs Operndirektor Joscha Schabak verrät, dass sie genauso Jazz und Stücke von Jimi Hendrix spielt. Im Alter von sechs Jahren hat die Künstlerin die Pipa erstmals in die Hand genommen, ein halbes Jahr später, so verrät sie, stand sie schon auf einer Bühne.

"Ai-en", die erste japanische Oper auf der Heidelberger Bühne, wird auch von einer besonderen Regisseurin inszeniert: Nelly Danker hat eine japanische Mutter. Sie will erreichen, so unterstreicht sie beim Dinner im Qube-Restaurant, dass das Opern-Publikum von fernösllichen Kultur berührt wid, ohne dass diese ihm zu fremd vorkommt.

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